03.03.2021

WHO World Report on Hearing – 10 Millionen Menschen in Deutschland halten ihr Hörvermögen für gemindert

Regelmäßige Vorsorge und frühzeitige Versorgung von Hörminderungen helfen Lebensqualität zu bewahren und hohe Folgekosten zu vermeiden

Frankfurt a.M., 3. März 2021 – Zum Welttag des Hörens am 3.März veröffentlicht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ergebnisse und Empfehlungen der ersten globalen Untersuchung zu Hörminderung und ihrer Versorgung. Demnach leben 1,5 Milliarden Menschen weltweit mit einem Hörverlust. Von den 10 Millionen Menschen in Deutschland, die nach eigenen Angaben mit einer Schwerhörigkeit leben, sind fast 6 Millionen signifikant beeinträchtig. Allerdings unternimmt nur ein Drittel etwas dagegen.

WHO Report: Schwerhörigkeit kostet weltweit 980 Milliarden US-Dollar im Jahr

Bleibt eine Hörminderung unversorgt, kann das in jeder Lebensphase schwerwiegende Konsequenzen haben: von verzögerter Sprachentwicklung und Bildungsdefiziten in Kindheit und Jugend über soziale Isolation bis hin zu einem höheren Risiko für Arbeitslosigkeit im Erwerbsalter. Schwerhörigkeit im mittleren Lebensalter ist zudem der größte modifizierbare Risikofaktor für eine Demenzerkrankung. Die frühzeitige Versorgung einer Hörminderung ist eine wichtige Voraussetzung, um auch im fortgeschrittenen Alter gesund und unabhängig zu bleiben. Auch sind hohe gesamtgesellschaftliche Folgekosten durch eine frühe Versorgung mit Hörsystemen vermeidbar. Der World Report on Hearing der WHO bestätigt, dass „Hörsysteme wie Hörgeräte und Cochlea-Implantate effektive und kostengünstige Mittel für die Versorgung von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen sind.“ Die WHO beziffert eine Rendite von fast 16 US-Dollar für jeden US-Dollar, der in die Ohr- und Hörversorgung investiert wird.

Forderung: Hörgesundheit für alle!

Zur Vermeidung von Folgeerkrankungen und -kosten aufgrund unversorgter Hörminderung sind regelmäßige Hörtests elementar. „Das von den Krankenkassen finanzierte Neugeborenen-Hörscreening ist ein erster Meilenstein. Die Hörvorsorge im Erwachsenenalter hingegen ist der Initiative jedes Einzelnen überlassen – entsprechend selten wird diese wahrgenommen“, sagt Dr. Stefan Zimmer, Vorstandsvorsitzender des BVHI. „Um die Versorgungsquote insbesondere älterer Menschen zu erhöhen, sollten Hörtests spätestens ab dem 50. Lebensjahr in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen werden“, führt er weiter aus.

HNO-Ärzte unterstützen die Forderung und unterstreichen deren medizinische Notwendigkeit: „Altersbedingter Hörverlust beginnt schleichend und anfänglich unbemerkt. Durch Kompensationsmechanismen wird das richtige Hören regelrecht verlernt. Um den damit verbundenen Risiken entgegenzuwirken, ist ein Hörscreening ab dem 50. Lebensjahr als Früherkennungsuntersuchung medizinisch erforderlich“, sagt Priv.-Doz. Dr. med. habil. Jan Löhler, Direktor des Wissenschaftlichen Institutes für angewandte HNO-Heilkunde des Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. (BVHNO).

Der BVHI, der die WHO als Mitglied im World Hearing Forum berät und die Kampagne zum Welttag des Hörens in den deutschsprachigen Ländern koordiniert, unterstützt ausdrücklich die globalen Ziele der WHO bis zum Jahr 2030:

  • Steigerung von Neugeborenen-Hörscreenings um 20%
  • Steigerung der Versorgungsquote von Erwachsenen mit Hörverlust um 20%
  • Reduzierung der Prävalenz von chronischen Ohrenerkrankungen und unbehandeltem Hörverlust bei Kindern im Schulalter (5-9 Jahre) um 20%

Beate Gromke, Präsidentin der Europäischen Union der Hörakustiker e.V., unterstreicht: „Gutes Hören ist Lebensqualität! Jeder Mensch hat ein Recht darauf, gut zu hören und dadurch die Vielfalt des Lebens zu genießen. 15.000 Hörakustikerinnen und Hörakustiker in Deutschland erfahren das bei ihrer täglichen Arbeit mit Menschen mit Hörverlust. Die EUHA empfiehlt ab dem 50. Lebensjahr jährlich das Gehör überprüfen zu lassen.”

WHO World Report on Hearing

Der WHO World Report on Hearing erfasst erstmals den aktuellen, globalen Status quo von Ohr- und Hörproblemen, der Ursachen von Hörverlust sowie kosteneffektiver klinischer und öffentlicher Gesundheitslösungen. Neben den aktuellen Herausforderungen beleuchtet der Bericht mögliche Lösungen und gibt Handlungsempfehlungen für die weitere Integration von Ohr- und Hörversorgung in die allgemeine Gesundheitsversorgung der WHO-Mitgliedstaaten.

Daten zur Hörgeräteversorgung in Deutschland

  • 12 Prozent der Bundesbürger (über 10 Millionen Menschen) halten ihre Hörfähigkeit für gemindert (Quelle: EuroTrak Germany, 2018)
  • 37 Prozent von ihnen tragen Hörgeräte (Quelle: EuroTrak Germany, 2018)
  • 39 Milliarden Euro betragen die jährlichen Kosten für unversorgte Hörminderungen in Deutschland (Quelle: Hearing Loss – Numbers and Costs, 2019)
  • Eine Ausweitung der Hörsystemeversorgung trägt dazu bei, diese Kosten sowie die Risiken von Folgeerkrankungen nachhaltig zu senken.

Über den Bundesverband der Hörsysteme-Industrie

Der Bundesverband der Hörsysteme-Industrie ist die Vertretung der auf dem deutschen Markt tätigen Hersteller medizinischer Hörlösungen. Er artikuliert die Interessen seiner Mitglieder und ist das Kommunikationsorgan für alle Themen rund um Hörtechnologie, Hörminderung und Innovation. Der Verband setzt sich für die Erhöhung der Nutzung von Hörgeräten durch Menschen mit einer Hörminderung ein und klärt über die Leistungsfähigkeit moderner Hörsysteme auf (www.bvhi.org www.ihr-hoergeraet.de).

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